Einblicke hinter mysteriöse Klostermauern
"Ihr fahrt in ein Kloster? Was wollt ihr denn da?" das war wohl die häufigste Reaktion der
Mitschüler, als ich erzählte, dass unser 12er Reli-Kurs für vier Tage nach Siegburg in ein
Kloster fahren würde. Und ehrlich gesagt, wusste wahrscheinlich keiner von uns so genau,
was uns dort erwarten würde, genauso wie für uns vor unserer Fahrt das Leben der Mönche
hinter den großen Klostermauern ein verschlossenes Buch war.
Die Exkursionsfahrt stand
unter dem Thema "Besinnungstage", und mit diesem Motto im Hinterkopf traten wir am
Mittwoch, dem 20.10.99, unmittelbar nach der 5. Stunde mit dem Zug die Reise nach
Siegburg an. Kaum am Siegburger Bahnhof ausgestiegen, fiel uns sofort der mitten aus der
Stadt ragende Berg ins Auge. Es war der Michaelsberg mit der emporragenden
Benediktinerabtei, unser Zuhause für die kommenden Tage. Mit sämtlichen Reisetaschen
beladen, machten wir uns also nichts wie los auf den Weg zu unserer außergewöhnlichen
Bleibe, doch leider wählten wir anstatt des normalen, erträglichen Aufstiegs zur Abtei einen
etwas umständlichen, mühsamen Schleichweg durch die unberührte Wildnis des
Michaelsberges. Mehr oder weniger geschafft auf dem Gipfel des 40m hohen Michaelsberges
angekommen, begrüßte uns Pater Raphael, der uns auf den Besinnungstagen begleiten und sie
mit uns gestalten wollte.
Doch wo waren Elisa und Sabine? Das letzte was man von ihnen
gehört hatte, waren komische Geräusche. Sie kämpften wohl noch mit den Tücken und
Hindernissen der Wildnis und mit ihrem Gepäck. Endlich vollzählig, verteilten wir uns auf
die Zimmer. Einige zogen es vor, die Inneneinrichtung mit einer Couchgarnitur aufzubessern
("Das kommt auf die Rechnung!" Hallo Zimmer Nr. 5!) Wir trafen uns vor dem Abendessen
zur Feier der Heiligen Messe ("Wir sind hier nicht auf dem Bahnhof!"), um auch so gut wie
möglich am alltäglichen Klosterleben teilzunehmen.
Am Donnerstag machten wir einen
Klosterrundgang und Pater Raphael führte uns durch die ganze Abtei. Schade war nur, dass
die interessanten Bereiche, wie die Bibliothek, die Schnapsbrennerei und der eigentliche
Wohnraum der Mönche, verschlossenen blieben. Das Vorurteil "Im Kloster gibt es nur
Suppeneintopf!" bestätigte sich leider an diesem Tag. Und weil Graupensuppe nicht gerade
das Mittagessen ist, was man sich erhofft, waren wir doppelt und dreifach so froh, dass
McDonald's allgegenwärtig und mittlerweile sogar bis nach Siegburg vorgedrungen ist.
Am Nachmittag wollten wir eigentlich nur einen besinnlichen Spaziergang durch den Wald
machen, genannt wird dies "mit Christus unterwegs", der sich aber als vierstündige
Wanderung entpuppte. Danach waren wir erstmal kaputt und erschöpft (wir hatten schließlich
nicht alle 7-Meilen-Stiefel! Hallo, Jörg!). Zum Glück hatten wir abends die Gelegenheit, uns
bei der Nachtmeditation in der Krypta zu entspannen.
Am Freitag war noch mehr Besinnung angesagt. Wir diskutierten über Bibeltexte und bereiteten den Abschlussgottesdienst vor, das
krönende Highlight unserer Siegburgfahrt. Dieser Gottesdienst war durch eine amüsante
Tanzeinlage und durch eine etwas andere Art von Fürbitten (wir danken Marco für seine
Showeinlage. "Rasiere die bärtige Frau!") überhaupt nicht langweilig und einschläfernd. Und
so beendeten wir am Samstag unsere Besinnungstage und traten den Heimweg an.
Fazit: Die Tage in Siegburg waren auf jeden Fall lohnenswert und gewährten uns einen
Einblick in das unbekannte von Vorurteilen behaftete Klosterleben. Pater Raphael ist das
beste Beispiel für einen modernen, weltoffenen Mönch. Oder hättet ihr gedacht, dass es einen
Mönch gibt, der gerne mit seinem Motorrad die Gegend unsicher macht? Auch wenn das
Essen nicht so gut war (außer der Klosterlikör!), haben das abwechslungsreiche Programm
und die sonstige Gestaltung der Besinnungstage das wieder ausgeglichen. Nochmals ein ganz
herzliches Dankeschön an Pater Raphael und an Frau Knipping, die die ganze Fahrt
organisiert hat! Alle Reli-Kurse, die diese Fahrt noch vor sich haben, können sich schon mal
freuen!
Claudia Nellißen (Stufe 12)