Verein der Ehemaligen und
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Quelle: Stolberger Zeitung

Der Nachwuchs ist die Zukunft

Hans-Jürgen Kaußen wird morgen als 13. Burggraf proklamiert. Der Vorsitzende der Donnerberger Wenkbülle ist von Kind an ein Vollblutkarnevalist.

Stolberg. Am morgigen Sonntag ist er Stolbergs Narrenherrscher für einen Tag: Hans-Jürgen Kaußen wird als 13. Stolberger Burggraf proklamiert und freut sich ab 11 Uhr auf zahlreiche kostümierte Besucher. Dem Vorsitzenden der Donnerberger KG De Wenkbülle steckt der Karneval im Blut. Im Alter von drei Jahren streifte er erstmals die schwarzgelbe Uniform über und blieb seitdem aktiv. 1987 wurde er Vizepräsident der Gesellschaft, war ihr Präsident von 1989 bis 1999, als er die Aufgaben des Vorsitzenden übernahm. Auch seine Ehefrau hat Hans-Jürgen Kaußen in der KG kennen- und lieben gelernt: Tanzmariechen Susanne Gielchen. Heute ist Sohn Alexander in der Kindergarde und die neunjährige Tochter regiert als Prinzessin Eva I. den Donnerberg. Unser Redakteur Jürgen Lange sprach vor der Proklamation mit Burggraf Hans-Jürgen I. (Kaußen).

Wie wird man Burggraf?
Kaußen: Der langjährige Prinzenadjutant Kurt Leufgens als Beauftragter des Burggrafen-Komitees hat mich im Januar 2003 durch die Blume angesprochen: "Hättest Du nicht Spaß..." Davon war ich sehr angetan und habe nach kurzer Rücksprache mit meiner besseren Hälfte noch an dem Vormittag zugesagt. Ich habe mich gefreut, in einen so freundlichen Kreis von Karnevalisten aufgenommen zu werden.

Für so einen Vollblut-Karnevalisten wie Sie ist die Zusage doch fast schon ein Muss.
Kaußen: Das ist natürlich eine Anfrage, der man als Vollblut-Karnevalist kaum widerstehen kann. Was es leicht macht, ist, dass es ein Amt für einen Tag ist. Es gibt sicherlich ein bisschen Vorwehen und auch Nachwehen, aber es ist ein Tag, an dem ich als Burggraf mit der Stolberger Bevölkerung auf der Stolberger Burg urigen Karneval feiern kann. Diese Urheberschaft des Burggrafen-Festes möchte auch ich pflegen.

Aber es ist nur ein Amt für einen Tag und anders als ein Prinzendasein.
Kaußen: Das ist bewusst so gewählt. Der Prinz ist der Hauptakteur des Karnevals, der Burggraf nur an diesem Tag der maßgebliche Mann. Der Prinz besucht ja auch in der Regel den Burggrafen und kommt im Anschluss im Kostüm auf das Fest, weil man sich ja auch nicht gegenseitig die Schau stehlen möchte. Aber wenn der Tag zu Ende ist, ist der Prinz wieder der Hauptakteur im Stolberger Karneval. So haben es sich die Schöpfer des Burggrafenfestes gedacht. Ich habe die ersten Feste miterleben dürfen als etwa Heinrich Römer und Heinz Kamps Burggrafen waren. Das waren schöne, tolle Feste voller Stimmung und ungezwungen, ohne irgendwelche Konventionen. Einfach uriger Fastelovend, wo man sich Spaß und Freud gemacht hat, und mehr soll an dem Tag auch nicht rumkommen.

Gibt es denn nicht den Wunsch "Wär ich nur ein einzig Mal ein schmucker Prinz im Karneval"?
Kaußen: Den Wunsch gibt es mit Sicherheit. Wenn man Burggraf wird, hat man im Hinterkopf, auch irgendwann Prinz zu werden. Wobei das eine Verpflichtung größeren Ausmaßes ist. Da ich junger Familienvater bin und einen anstrengenden Job habe, muss man sich das gut überlegen, ob man in diese Fußstapfen treten möchte - möchte schon von Herzen her, aber es muss auch realisierbar sein und man muss es mit Arbeitgeber und Familie in Einklang bringen, damit das auch eine runde Sache wird. Ich kann mir das schon vorstellen, aber das muss die Zeit mit sich bringen.

Als richtiger Wenkbüll haben Sie von Kind auf den Stolberger Karneval erlebt. Wie hat er sich seit Ihren Kindertagen verändert?
Kaußen: Wir sind durch die Veränderungen in der Medienlandschaft beansprucht. Weil man alles im Fernsehen geboten bekommt, ist der Unterhaltungsanspruch an unseren Amateurkarneval naürlich immens gestiegen. Vor 20, 30 Jahren haben wir im kleineren Rahmen und einen persönlichen Karneval gefeiert. Aber wir haben uns immer bemüht, unser Publikum nach Kräften zu unterhalten und haben durch konsequente und intensive Nachwuchsarbeit seit 1967 das schaffen können, was wir in den letzten Jahren erreicht haben: eine starke Mitgliederschaft in der Wenkbülle, ein starkes Team, das aus eigenen Reihen kommt, das Show- und Männerballett, aber auch eine starke Jugend, die wir fördern und fordern und die ein wichtiger Bestandteil unserer Gemeinschaft ist. Das merken die Kinder: Sie werden ernst genommen und wir machen viele Sachen mit ihnen.

Wie wird das Engagement der Jugend gefördert?
Kaußen: Wir haben zwei hauptamtliche Jugendbetreuer, und der Vorstand beschäftigt sich intensiv mit der Jugendarbeit. Das ist der Keim und der Kern unseres Erfolges auf dem Donnerberg. Wir haben immer auf die Jugend gebaut und viel Nachwuchs für die Aktivitas daraus gewonnen, beispielsweise der Präsident und ich selbst. Wenn sich nicht unsere Vorgänger wie Hein Ostländer und Jupp Meyer und viele andere immer um die Kinder gekümmert hätten, stünden wir heute nicht so gut da. Neben dem karnevalistischen Programm gehören auch viele gemeinsame Aktivitäten außerhalb der Session dazu. So entwickelt sich eine Gemeinschaft, die für die Vereinsarbeit von immenser Bedeutung ist.

Was liegt im Stolberger Karneval im Argen?
Kaußen: Es gibt wie in allen Bereichen Schwachpunkte. In Stolberg finden Veranstaltungen statt, bei denen dem Alkohol zu sehr gefrönt wird. Beispielsweise Zeltveranstaltungen, bei denen die Betreiber es natürlich schwer haben, den Alkoholkonsum zu kontrollieren. Oder an den letzten Fettdonnerstagen, als Jugendliche schon früh morgens mit Flaschen bewaffnet durch die Stadt gezogen sind, es eine Reihe junger Alkoholleichen gab und nachher überall Scherben rumlagen. Diese Auswüchse einzugrenzen, ist schwierig. Aber wir versuchen als Komitee gemeinsam mit Stadt und Polizei gegenzusteuern. Beispielsweise ist die Jugenddisco an Fettdonnerstag im Zelt auf der Mühle so ein Ansatz.
Aber auch auf den Veranstaltungen der Gesellschaften sind solche Exzesse normalerweise nicht zu finden. Der Alkohol spielt zwar eine Rolle im Karneval, aber er darf nicht die Hauptrolle spielen. Die spielt die Gemeinschaft, das gemeinsame Erleben auf und vor der Bühne. Schwarze Schafe gibt es aber nicht nur im Karneval.
Insbesondere die im Karneval organisierten Jugendlichen zählen normalerweise nicht zu den Übeltätern. Bei uns bekommt kein Jugendlicher Alkohol, und wenn wir einen erwischen, kümmern wir uns um ihn.

Was wünschen Sie dem Stolberger Karneval für die Zukunft?
Kaußen: Dem Stolberger Karneval wünsche ich, dass sich alle Vereine intensiver um den Nachwuchs kümmern und ihn an den traditionellen Fastelovend heranführen, um die Zukunft der Stolberger Vereine zu sichern. Denn nur im Nachwuchs kann die Zukunft liegen, um die Werte wie Humor und Gleichheit der Menschen - Karneval besteht ja nicht nur aus Humba-Tätärä - weiterleben zu lassen.

Aachener Zeitung, 07.02.2004

Fragebogen
Hans-Jürgen Kaußen, geboren am 21. April 1964 in Stolberg, verheiratet, zwei Kinder. Bilanzbuchhalter, Vorsitzender der KG De Wenkbülle und Burggraf 2004.

Welchen Prominenten würden Sie gerne kennen lernen?
Helmut Schmidt.

Was macht Sie wütend?
Ungerechtigkeit, Ignoranz.

Welches Buch lesen Sie gerade?
Bund deutscher Karneval (BDK) Jubiläumsausgabe 50 Jahre.

Welche ist ihre Lieblingsmusik?
Karnevalslieder des alten Kölner Karnevals, Jupp Schmitz, Karl Berbuer.

Ihr wichtigster Charakterzug?
Offenheit, Ehrlichkeit

Ihre bevorzugte Internetseite?
www.wenkbuelle-stolberg.de

Was ist ihr größter Erfolg?
Meine Kinder Eva (9 Jahre) und Alexander (6 Jahre)

Was ist ihr Lieblingsgericht?
Spaghetti in jeder Form.

Welchen Sport treiben Sie?
Zu wenig, einmal pro Woche Squash.

Wo verbringen Sie am liebsten ihren Urlaub?
Amrum, Norddeich.

Wovor haben Sie Angst?
Schwere Krankheit, Krieg.

Wie würden Sie die Stolberger charakterisieren?
Ein im Grunde liebenswerter Menschenschlag mit einigen Ecken und Kanten.


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