Ein kleiner Kämpfer für die großen K's
Franz Baumann erhielt den Rheinlandtaler
Aachen. "Joe, hat der döm dann noch net", entfuhr es Öcher-Platt-Präsident Richard Wollgarten, als er von der
Verleihung des Rheinlandtalers an Franz Baumann erfuhr. "Er ist ein moderner Sozialarbeiter, der lachend den
Menschen die Sorgen nimmt", meinte unterdessen der Vorsitzende des Landschaftsversammlung Rheinland,
Winfried Schnittges, über den Mann, der ob seiner Liebe zur Mundart und des Bekenntnisses zu geringer
Körpergröße auch als "et Fränzje" bekannt ist.
"Ein Bürger unserer Stadt und vor allem ein Mensch, der sich um unsere Heimat verdient gemacht hat",
würdigte Oberbürgermeister Dr. Jürgen Linden seinen Partner auf vielen, nicht nur närrischen Bühnen.
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Schulterklopfen für "et Fränzje" mit dem Rheinlandtaler: von links Oberbürgermeister Dr. Jürgen
Linden, Franz und Gertrud Baumann sowie Winfried Schittges von der Landschaftsversammlung.
Foto: Aachener Zeitung
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Jetzt hat der frühere Schulrat im Kreis Aachen also endlich den "Pour le mérite" des Rheinlandes, jener vor fast
72 Jahren in Aachen geborene "Stroeßejong", der als "der Kleinste, aber nicht der Einfachste" unter vier Brüdern
bilingual erzogen wurde: vom Vater in Hochdeutsch, von der Mutter met Öcher Tüen. Und jetzt nahm er im
Rathaus dem rehinischen Gesandten gleich jede Illusion, was die Zuordnung Aachens angeht: "Maasländer"
treffe wohl eher Mentalität und Sprache des echten Öchers. Dennoch fiel es Winfried Schittges leicht, "diese
echte Öcher Institution" zu würdigen, und zwar als Vorkämpfer für "die fünf großen K's: Kinder, Karneval,
Kultur, Kirche und Karitatives".
"Allein schon das, was er für unsere Heimatsprache getan hat, wäre ausreichend für die Würdigung", unterstrich
Jürgen Linden. Doch auch er erwähnte nicht nur den Platt-Aktivisten, der Kinder in Schulen und Vereinen an os
Modderesproech heranführte, sondern ferner den Motor des Kinderkarnevals und des Ausschusses Aachener
Karneval, den Ruanda-Helfer mit fünf ständig unterstützten Projekten - und nicht zuletzt den Dom- und
Stadtführer.
"Wir alle sind aufgerufen, etwas zu tun, das habe ich von Haus aus gelernt", dankte Franz Baumann für Taler
und lobende Worte. Dieser Aufruf gelte gleichermaßen für Politik und Ehrenamt. Das Rampenlicht, in das man
dabei zuweilen gerate, sei kein erklärtes Ziel - aber ohne den entsprechenden Umgang mit vielen Menschen und
Aufgaben "hätte ich nicht so viele Freunde gefunden und nicht so viel helfen können".
Was er wiederum nach der Auszeichnung tat, indem er im "kleinen Kreis" Karten aus Ruanda für Ruanda
verkaufte: "Das Stück für drei Mark, drei Stück für zehn Mark."
Aachener Zeitung, 21.09.2001