Verein der Ehemaligen und
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Inhaltsverzeichnis F2001
Quelle: Stolberger Zeitung

Heiligmorgen Mittelpunkt der Melancholie: Das "Toulouse"

Die Szenekneipe ist morgen ein Treffpunkt für Stolberger aus aller Welt

Um Nichts auf der Welt tauscht Sassan Safay sein geliebtes New York mit Stolberg - außer morgen. Denn morgen muss er in seiner Heimatstadt sein. Genauer gesagt im "Toulouse". In unzähligen Kalendern auf unzähligen Schreibtischen an unzähligen Orten dieser Welt ist für den Morgen des Heiligen Abends nur ein einziges Wort eingetragen: "Toulouse". Und gestrichen wird dieser Termin nicht mehr. Egal, ob sonst in New York, Paris oder in der Schweiz. Am "Heiligmorgen" ist das "Toulouse" seit fast 30 Jahren Mittelpunkt der Melancholie und der Erinnerungen. SZ-Mitarbeiter Michael G. Peters machte sich auf die Suche nach der Ursache für diese Tradition.

Stolberg. Die Anfänge reichen nach Paris. Bernd Jansen war nicht nur dabei, als sich am Vormittag des Heiligen Abends im Jahre 1973 erstmals eine gesellige Runde zusammenfand, er war der Initiator. Der mittlerweile in Paris lebende EDV-Spezialist, der 1970 am Goethe-Gymnasium Abitur machte, hatte an diesem Tag eine Handvoll Freunde in die damalige Schulkneipe eingeladen, weil er etwas zu feiern hatte. Der Anlass der Feier war wenig weihnachtlich. Der Anlass war ein Mädchen. "Genau an diesem Morgen hatte mir meine Freundin mitgeteilt, dass sie entgegen allen Befürchtungen doch nicht schwanger war", erinnert sich der ehemalige Goethe-Gymnasiast.

Vor lauter Erleichterung lud er spontan ein paar Freunde zum Feiern ins Toulouse ein. Und dann kam es, wie es kommen musste. Die Runde traf sich immer wieder. "In den Folgejahren kamen immer mehr Leute, weil sie gehört hatten, dass am Heiligmorgen im Toulouse gefeiert wurde." Inzwischen sind es so viele, dass sich schon vor Mittag dichte Trauben vor der Schülerkneipe bilden.

Thomas Schmidt ist einer von den Ex-Abiturienten, die in jedem Jahr dabei sind. Der Donnerberger Diplom-Kaufmann denkt zurück an die Zeiten, als er sich am Morgen des 24. Dezember noch heimlich aus dem Haus stahl, um seine Mitschüler im traditionsreichen Toulouse zu treffen. "Meine Eltern fanden das damals wenig weihnachtlich und hatten es mir verboten", lacht der ehemalige Pennäler des Goethe-Gymnasiums heute.

"Ho, ho, ho" statt "Prost"

Sechs bis acht seiner einstigen Mitschüler sind übrig geblieben. Sie kommen jedes Jahr und bringen nicht mit dem gewöhnlichen "Prost", sondern mit einem weihnachtlichen "Ho, ho, ho" die Biergläser zum Klingen. "Mein alter Fiat Bambino war immer das Zeichen dafür, dass ich da war", denkt Schmidt wehmütig zurück. Inzwischen würde er alle anderen Termine für dieses Treffen verschieben.

Dies tut auch Carsten Wegner. Der Zahnarzt, der sich nach dem Studium in Aachen und der Schweiz nun in Jülich niedergelassen hat, sieht dieses Treffen mit den alten Mitschülern als feste Tradition. "Selbst wenn mir am Morgen des Heiligen Abends noch ein Geschenk fehlen würde, führt am Toulouse kein Weg vorbei. Dann hätte der, der das Geschenk bekommen sollte, eben Pech gehabt", bleibt der Zahnarzt hart. "Es ist die erste Atempause nach der Hektik der Vorweihnachtszeit, ein Moment, in dem ich mich voller Melancholie an die alten Zeiten in Stolberg erinnere. Diese Tradition ist eine feste Größe in meinem Leben geworden", sagt Wegner, der in den Tagen seines Studiums sogar extra aus der Schweiz in die Kupferstadt reiste. Einen noch längeren Weg nimmt Sassan Safay jedes Jahr für das Wiedersehen mit alten Bekannten im Toulouse auf sich. Der ehemalige Atscher bestieg am Donnerstagabend ein Flugzeug am John F. Kennedy Airport in New York, um auch diesmal wieder dabei zu sein. "Natürlich komme ich in erster Linie nach Hause, um mit meiner Familie Weihnachten zu feiern. Doch der Treffpunkt im Toulouse hat den gleichen Wert wie das Weihnachtsfest mit meiner Mutter und mit meinen Geschwistern", stellt der 33jährige, der seit rund zehn Jahren in New York lebt, fest. Nur im letzten Jahr fehlte der Wahl-Amerikaner: "Da war ich zur Vorbereitung meiner Millenniums-Silvester-Party in Mexiko." Doch das soll nach Möglichkeit das letzte Mal gewesen sein, dass der einstige Atscher fehlte.

Auch im Kalender des Aachener Anwalts Dr. Edgar Pasderski ist der Termin nicht zu löschen. "Weder in den Jahren meines Studiums in Regensburg und Trier noch in den folgenden sechs Jahren in Berlin ist mir irgendetwas dazwischengekommen." Der Ablauf ist immer gleich: "Zuerst geht es am 24. Dezember ins Toulouse, dann zu meinen Eltern und anschließend in die Christmette. Das Toulouse ist ein wesentlicher Bestandteil von Weihnachten", sagt der promovierte Jurist. Ebenso wie bei Carsten "Zabel" Wegner sind es auch bei Pasderski alte Freundschaften, die ihn am Heiligmorgen in die einstige Schülerkneipe rufen: "Zu vielen verliert man im Laufe der Jahre den Kontakt. Im Toulouse werden dann wieder die Telefonnummern ausgetauscht. So behält man sich auf lange Sicht in den Augen."

Bernd Jansen und seiner ehemaligen Freundin ging es anders: "Ich habe keine Ahnung mehr, wohin es sie verschlagen hat. Aber vielleicht liest sie ja diesen Artikel und erinnert sich an den Anfang", hofft der Wahl-Franzose auf ein Wiedersehen mit dem Mädchen, dass der Grund für das traditionelle Treffen im Toulouse war. Ein Wiedersehen, wie es das Toulouse in jedem Jahr zu Weihnachten wieder unzähligen ehemaligen Stolbergern beschert.

Stolberger Zeitung vom 23.12.00



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