Schülertheater: Die Erde ist doch kein hoffnungsloser Fall

Goethe-Gymnasium im Ludwig-Forum

Von Julia Welter

Stolberg / Aachen. Wenn die Sonne fühlt, daß in der Sphäre irgendetwas nicht stimmt, dann kann nur die Erde schuld sein, da sind sich alle Planeten einig.

Im Rahmen der Schultheatertage der Regio Aachen führte am Dienstag der Literaturkurs des Goethe-Gymnasiums mit dem Musikkurs das Stück "Weltuntergang" von Jura Soyfer im Space des Ludwig-Forums auf.

Mit viel Phantasie, Einfallsreichtum und Engagement machten die jungen Schauspieler, Tänzer und Musiker Theater der ganz besonderen Art.

Phantasievolle Kostüme, eine glänzende musikalische Untermalung und sehr gut einstudierte Tanzeinlagen rundeten die eigenwillige Inszenierung ab, gaben ihr besondere Würze. Das Stück "Weltuntergang" ist ein kritisches Stück, das sich mit dem zunehmenden Werteverlust und der Respektlosigkeit der Menschen ihrer Erde gegenüber auseinandergesetzt. Eingebunden ist diese Kritik in eine

Die Planeten waren sich mit der Sonne einig: Die Erde hat ihr Fortbestehen verspielt. Theater- und Musikkurs des Goethe-Gymnasiums brachten die lehrreiche Groteske in harmonischer Verbindung von Text, Musik und Kostüm auf die Bühne des Aachener Ludwig-Forums.

zum Teil komische und groteske Handlung, durch die die Fehler der Menschen vorgeführt werden, ohne sie explizit zu dokumentieren.

Christina Linke, Michaela Ferwer, Daniela Römer, Nadine Biewer und Alexandra Grendel schlüpften treffend in die Rollen der Planeten. Bei einer Zusammenkunft von Saturn, Mars, Venus, Neptun und Mond stellt die Sonne - herausragend dargestellt von Catharina Prym - fest, daß die Erde für Dissonanzen in der Sphäre sorgt.

Verärgert heckt der glühende Stern einen Plan aus, der vorsieht, die Erde zu zerstören: Koment Konrad, den Susanna Wynands überzeugend spielt, soll auf die Erde niederschmettern und sie so völlig vernichten. Eindrucksvoll stellte Conrad Beckers Professor Guck dar, der inzwischen herausgefunden hat, daß die Erde untergehen wird. Er versucht händeringend, seine Angst mit jemandem zu teilen und die Menschheit von der Schreckensnachricht in Kenntnis zu setzen. Doch überall, wo er hinkommt - sei es zum Führer, zu Beamten, zum Prediger, zu Straßensängern oder Clochards - keiner will ihm so richtig Glauben schenken. Allein für die Journalisten ist die Nachricht vom Weltuntergang ein fruchtbarer Boden für eine reißerische Story. Die berühmte Winnie Winston nimmt die Nachricht ebenso ernst, denn sie hat mit ihren Freunden aus der High Society den Fluchtweg schon geplant. Das viele Geld nützt jedoch auch ihr nichts, denn das versprochene Weltraumschiff, das sie für teures Geld organisiert hat, existiert überhaupt nicht. Professor Guck ist verzweifelt, er kann die Welt nicht mehr retten. Es kommt aber dann doch alles anders. Der Komet zerstört die Erde nicht, sondern verliebt sich in sie. Er berichtet der Sonne und den anderen Planeten, daß die Erde nicht durch und durch schlecht ist, daß das Gute auf der Erde Hoffnung auf Besserung verspricht. Die Sonne läßt sich überzeugen, und die Erde kommt mit dem Schrecken davon. Alle Schüler des Literaturkurses haben zu einer reifen Leistung beigetragen, die als abgerundete Darbietung nicht nur schauspielerisch, sondern auch in der Komposition von Musik, Tanz, Bühnenbild und Kostümen überzeugte. Die Leiterinnen des Projekts, Martina Stiehler und Regine Klopffleisch, können stolz auf die Gemeinschaftsproduktion sein.

Stolberger Zeitung vom 04.05.2000